Die erste richtige Ernte in diesem Jahr war Spinat, und das ist schon wieder eine ganze Weile her. Aber noch davor gab es meinen ersten Salat, und ich habe extra ein Foto gemacht, denn dies war ein ganz besonderer Kopfsalat. Gesät letztes Jahr im August, einfach um zu sehen, ob noch etwas daraus wird. Der September war verregnet und wesentlich kühler als üblich. Als es begann, kalt zu werden, habe ich die Pflänzchen mit Vlies abgedeckt, im Grunde aber aufgegeben. Der Winter kam früh, und es gab ganz eindeutig keine Entfaltungsmöglichkeiten für Salatpflanzen mehr. Der Winter dauerte lange. Auch als ich schon erste Arbeiten im Garten und im Aussenbereich in Angriff nehmen konnte, habe ich das Vlies einfach liegen lassen und mich nicht weiter damit beschäftigt. Die Überraschung kam erst, als ich irgendwann im April hier umgraben wollte. Die Abdeckung musste weg, um den Boden vorzubereiten. Und da stehen mehrere grüne, gesunde, gedeihende Salatpflänzchen vor mir! Bereits mehr als ein halbes Jahr alt, tapfere, unglaubliche Überlebende eines extrem kalten Winters! Nur eines der Plänzchen hat sich zu einem ordentlichen Kopfsalat entwickelt, aber dies ist doch eine Erwähnung wert. Slow Food im wahrsten Sinne. Es schmeckte wie ein guter Salat aus eigenem Garten, und doch habe ich mich gefragt, was dieser Werdegang wohl alles bewirkt. Ist die Zusammensetzung der Nährstoffe eine andere? Die Konsistenz der Blätter? Das Wahstum der Wurzeln? Oder ist es einfach nur die Geschichte, die diesen Salat so besonders macht?

Nun ist es Ende Juni, Erdbeeren gibt es schon eine Weile. Nachdem das Wetter sogar trocken war, halten die Schnecken sich auch ohne weitere Abwehr zurück. Um das Haus herum wachsen auch immer mehr wilde Erdbeeren – ein weiterer Bonus, wenn man nicht immer alles bis zum Boden zurückschneidet oder ganz ausreisst. Nun gibt es beireits die ersten Himbeeren – gepflanzt von meinen Vorgängern, breiten sich die Sträucher aus und tragen reich. Und die Kirschen werden reif, nur stellt mich dies vor ungekannte Herausforderungen. Ich habe keine Ahnung, wie ich sie plücken könnte. Ich habe einen guten Teil meiner Jugend auf Bäumen, bevorzugt auf tragenden Kirschbäumen, verbracht. Auch als ich aus dem Alter heraus war, in dem es geduldet wird, dass man auf Bäume klettert, bin ich in Übung geblieben. Und ausgerechnet hier wachsen Kirschbäume, denen ich ratlos gegenüberstehe. Vielmehr stehe ich ratlos darunter. Ja, ich bin älter geworden, aber das ist es nicht. Es lässt sich gar nicht richtig erklären, aber es zeigt sich kein Weg, es gibt nicht die richtigen Äste. Es gibt kaum Äste, die mein bisschen Gewicht überhaupt aushalten würden. Hm.

Vielleicht kommt doch noch der Tag, an dem ich das ‘Gespür’ bekomme, an dem sich eine Route offenbart.