Wunderschön, oder? Und doch verliere ich leicht die Geduld mit Menschen, die dabei ins Schwärmen geraten und sich die pure Winterromantik mit entspannten Spaziergängen im Schnee und heisser Schokolade am Herdfeuer vorstellen… denn dazu bleibt fast keine Gelegenheit. Schrecklich können die winterlichen Begleitumstände sein, wenn man so unmittelbar mittendrin lebt. Und doch möchte ich vorausschicken, dass ich selbst erstaunt bin, wie sehr ich mich von Jahr zu Jahr, und dann wieder von Tag zu Tag, daran gewöhnt habe. Wenn man mittendrin ist, lebt man einfach damit. Also dann fürs Protokol: ein wenig Gejammer, wie hart das Leben ist 😉

Es ist der Aufwand, die Arbeit, die nötig ist, einfach nur, um unser Stückchen Lebensraum gegen Frost und Schnee und lebensfeindliche Umstände zu behaupten. Das ineinanderfliessen von heizen, Jacke Stiefel Schal Mütze Handschuhe undsoweiter anziehen, Schnee schaufeln, ausziehen, Holz nachlegen, Vogelfutter mitnehmen, Jacke Stiefel Schal…. Holz holen, Vögel füttern, ausziehen, Holz nachlegen, etwas essen, Jacke Stiefel Schal Mütze weiter Schneeschaufeln, Katzen rein und raus lassen und aufwärmen, Holz hacken, ausziehen, das Herdfeuer im letzten Moment retten und in Gang halten… und ganz stimmt das auch nicht, denn die halbe Zeit laufe ich mit Jacke Mütze undsoweiter im Haus herum – nur die Küche ist beheizt, und so ist es im Treppenhaus, am Gang und im Sommerschlafzimmer kaum noch über null Grad. In der Stube oberhalb der Küche, wo ein modernes Infrarotpanel gerade das Schlimmste verhindern kann, lässt es sich bei 10 Grad ganz gut schlafen – wenn man es gewöhnt ist. Die Kälte hält immer noch an. Als es schlimm wurde, habe ich angefangen, Türen mit Decken zu verhängen. Solche Hindernisse und die vielen dicken Kleidungsstücke verlangsamen das Leben, bremsen mich ein. Sogar beim Händewaschen oder Tee kochen sind Kleidungsstücke im Weg. Als ob die Kältestarre allein nicht schon reichen würde. Dann noch die Versuche, Auto und Zufahrt gebrauchsfertig zu machen – was in diesem Winter zwischendurch schon ganz unmöglich war. Allerdings habe ich inzwischen eine sehr beeindruckende Allraderfahrung machen können, bin problemlos und gemächlich durch eine dicke Schicht fester, unregelmässiger Schneeklumpen kutschiert, wenn auch ordentlich durchgerüttelt. Auch keine schlechte Erfahrung. Beruhigend zu wissen, dass es möglich ist.

Zwischendurch war ich allerdings recht nah an einem Albtraum – krank und eingeschneit, in dem Wissen, dass keiner so schnell herkommen und mir helfen kann. Hätte ich einen Arzt rufen müssen, hätte man mich mit ziemlicher Sicherheit abtransportiert, im ungeheizten Haus wären die Wasserleitungen gefroren, aber noch viel schlimmer: keiner hätte sich die Arbeit machen können, oder es überhaupt schaffen können, herzukommen und die Katzen zu versorgen. Natürlich war mir immer bewusst, dass solche Dinge passieren können. Es ist auch nicht leicht, krank zu sein, wenn man dauernd irgendwie auf die Beine kommen muss, koste es, was es wolle, um zu heizen und Brennholz zu holen. Das ist der Preis dafür, richtig alleine zu leben. Es lebt sich ganz unmittelbar, sehr direkt… authentisch nennt man das. Es ist alles gut, oder wird wieder besser. Entschädigt so ein schöner Anblick dafür? Ein bisschen. Aber die Lebensqualität der nicht so winterlichen Monate tut es allemal. Und die Abgeschiedenheit, die zugleich manchmal Erschwernis und Risiko bedeuten kann – in Zeiten wie diesen allerdings auch ihre eigene Sicherheit bietet, fernab vom Wahnsinn unserer Zeit.