In einem kalten Zimmer, in einem noch kälteren Haus, aus dem Bett kriechen, während ein dumpfer Schein, der den belebenden Qualtitäten des Tageslichts völlig entbehrt, nichts verrät als dass die Welt nun alle Farbe eingebüsst hat und nur noch aus Nuancen von gräulich weiss besteht… Während der Holzofen nicht brennen will, weil auch ihm die Atmosphäre zu drückend ist, und es vorerst nichts gibt als monotone, schwergängige Bewegungen – die Schaufel voll Schnee über den Zaun, und wieder zurück, und wieder mit neuer Last hochgehievt. Die Hände aus den Handschuhen raus und die Feinmotorik wieder in Gang bringen, weil die Vögel schon verzweifeln – der Futterspender bereits am frühen Morgen geleert, der Andrang ist gross.
Auch, wenn der Rücken dabei steif zu bleiben scheint, der Körper sich langsam in Gefühllosigkeit zurückzieht: Schaufel in den Schnee, Schaufel hoch, Schaufel entleeren… Und wenn ich mich endlich wieder ins Haus lassen darf, wollen erst die hohen Schnürstiefel bekämpft und gelöst, der Schnee abgebürstet, die Jacke ausgeschüttelt, die Finger wieder in Bewegung gebracht werden.
Irgendwann stehe ich dann draussen, in der unberührten Schneelandschaft, aus allen Richtungen umschlossen, und spüre diese Intimität mit den Elementen… Die Nähe, in der Kälte bedeutet, ein Teil der ewigen Stille zu sein, die für eine Weile meine Welt umgrenzt. Nur ich, inmitten von all dem, das sich nicht fassen lässt, und seine ganze bezwingende, beschwörende Faszination wird erahnbar, wenn man sich ihm ausgeliefert spürt. Die Isolation ist echt, weit käme ich nicht. Ich fühle mich assimiliert, fühle mich fast erhaben, dass ich nicht störe in dieser Reinheit von Natur.
Plötzlich ist alles schwer, schwerer, dunkle Farben tragen ermüdend den Schnee, Regen setzt ein, die Landschaft in tief gesättigten Tönen, der Boden saugt, die Luft so süss, so mild! Ein unsteter Wind verscheucht die Kälte. Wasser darf wieder flüssig sein und findet so viel schneller den Weg hinab in den frostigen Boden und hinab ins Tal. Die Hänge frei, die Erdtöne sanft, bis der Regen dicker wird und dichter… Die Flocken riesig, schwindelerregend, das Tempo löst die Schwerkraft auf, alle Farben bedeckt, die Welt gedämpft. Ein Stöhnen, Knirschen, Krachen, Reissen durchgeistert diese Nacht, so sanft ist diese weiche Decke nicht, wiegt viel zu schwer, und stolze Baumriesen fallen, alle Lebenserfahrung hält nicht dieser niederdrückenden Umarmung stand. So fühlt sich auch mein Körper, jede Schaufel hält ein vielfaches an Gewicht, und der Schnee lässt nicht los… bis goldener Schimmer die Mühen durchdringt – aller Opfer zum Trotz, zeigt sich auch diese Last berückend schön.