Das wilde Land meiner Kindheit. Sind die wüsten Wege so unvorhersagbar wie früher? Schlimmer? Besser? Ein arhytmisches Wiegen, mein kleiner Allrad links vorne hinabsinkend, rechts hinten der punktierte Hüpfer. Ein verdichten von Zeit und Raum, das Dasein weitet sich, Erleben tut sich auf…

Das feine Prickeln einer erwachenden Wahrnehmung, die eigene Präsenz geboren aus der Abwesenheit der überkandidelten Plüschwelt unserer Zivilisation, der Strom der Instinke kräuselt die Oberfläche in diesem urvertrauten Meer von Ausgeglichenheit. Ich tauche ab unter das Liniennetz der bewussten Navigation, um das Land als lebendes Wesen zu spüren, als grösseren Kontext des eigenen Körpers und Bewusstseins in Einem. Die Sinne undifferenziert im Erspüren, nicht mehr verschieden vom Hier. Doch ein Teil der Kontrolle bleibt, mein Tribut an das subjektive Gebot der Zeit, beherrschend den Luxus des Leichtsinns, mich hineinzuwagen in die reissende Strömung des Wilbachs, die beissend gefährliche Kälte, die in einer exakten Dosierung den intensivsten Schock zurück in das absolute Leben bringt.

Ein kurzes Eintauchen nur, wenige Kilometer von der menschlich überbauten Welt, kaum weit genug, um die Leinen zu kappen. Und doch, um hier zu bleiben, muss man erleben, dass man nur Teil Elemente ist, um von ihnen verschluckt zu werden, wo die Kraft unserer eigenen Körper nicht mehr reicht. Die Echtheit des Lebens entgegengesetzt unserer Realität. Wir haben gelernt, uns selbst nicht mehr zu vertrauen im Erleben der Wildnis. Wir suchen den Halt der irrealen Gestade einer täuschenden Welt.

Ein weiteres Vordringen in brachliegende Gebiete, wo das Land nicht mehr erzählt, alles Leben schon weicht, nichts mehr zu sein scheint… Aber unter der Oberfläche pulst die Strömung, mächtig, wartend, gewahr. Dunkel verwandt. Was als Verfall erscheint, ist eine Konzentration von Präsenz, eine überwältigende Intensität entstehend aus der Abwesenheit von vertrauter Bewegung und Aktivität.

Es ist kein Heimatbegriff, den ich meine. Sie sind nicht nur hier, diese Inseln von mir, geschaffen in der Zeit, bestehend ausserhalb von ihr, von Welt zu Welt. Es gibt auch die stillen Wasser der Vollkommenheit, die warme Thermik, die die Träume trägt. Aber das wilde Land der gestaltlosen Emotionen ist wild, rau, echt. Die Sturmböen heftig. Das Sein unmittelbar.