Nun findet sich die Sonnenwärme nicht nur draussen vor der Tür, sie hat letztendlich auch in unserer kleinen, uralten Schutzburg Einzug gehalten. Bisher hatte sie dazu nicht die ausreichende Hartnäckigkeit erwiesen. Wärme, nicht Hitze, denn wenn auch draussen die Hitze in diesen Tagen für kurze Momente zu einer allgegenwärtigen Macht wird, respektiert sie immer unser Refugium aus Holz und Naturstein, macht auf der Schwelle halt und lässt uns die Erholung. Gerade jetzt sind mir hohe Temperaturen und die Sonne besonders willkommen, Fenster und Türen sind weit geöffnet, das Haus mit seinen sämtlichen Anbauten und dem gesamten ‘höfischen’ Zubehör ist auf Durchzug geschaltet, denn wo die Hitze halt macht, dringt das Wasser vor. Es hat eben den Pegel erreicht. Viel zuviel Feuchtigkeit und Niederschlag seit dem Frühjahr, durchgehend nasser, gesättigter Boden, so viel Feuchtigkeit, dass die Pflanzen im Garten zur Fäule neigen, und die kurzen Schönwetterperioden ändern daran kaum etwas. So brachte der übermässige Starkregen und Hagel des Unwetters schlicht den Hang zum überlaufen, so dass sich das Wasser nun durch die Steinmauern und auch durch die Böden drückt, die im Berg eingebettet sind. Unbequem, aber nicht besonders schlimm: diese natürliche Bausubstanz verhält sich letztendlich auch wie der Berghang selbst, nimmt es hin und lässt die Elemente sich selbst regulieren. Auch die Nässe wird sich wieder zurückziehen, wie sie gekommen ist, wenn der Weg frei ist.

Was das Unwetter betrifft hatten wir Glück. Der Strom war hier nicht lange weg, der Garten hat es verhältnismässig gut überstanden. Ernsthaft verletzt wurde leider der grösste Apfelbaum, der mit den leckersten Äpfeln… Es tut mir weh, wie die Rinde bis zur Wurzel aufgerissen wurde. Ich hoffe sehr, es ist kein Todesurteil…

So hat es uns nun einmal erwischt, und wir erleben ein paar heisse Tage – dies erinnert mich daran, wie ich Sommer nicht nur in meiner Kindheit, sondern auch vor zehn, fünfzehn Jahren noch erlebt habe. Es ist gar nicht so lange her, da habe ich gejubelt über die wenigen Abende, an denen man im T-Shirt draussen bleiben konnte bis tief in die Nacht. Da war es nicht üblich, wie in den vergangen Jahren, dass die meisten Nächte sogar hier oben in den Bergen zu spärlichster Bekleidung einluden. Nur zwei oder drei Mal stieg das Thermometer auf 30°, und nicht Tag für Tag auf 36°… Genauso waren heftige Gewitter die Ausnahme: etwas, was passieren kann, aber kein Phänomen, was eine ganze Saison lang die Gegend terrorisiert. Ja, es ist gerade extrem nass, aber das gilt, aus welchen Gründen auch immer, nur für unsere Region. Ansonsten scheinen sich die Wetterextreme hier in Mitteleuropa sehr zurückzuhalten. Das Klima fühlt sich wieder gemässigt an. Ich vermute tatsächlich, dass dies zu einem grossen Teil eine direkte Auswirkung des stark eingeschränkten Luftverkehrs ist. So Vieles liesse sich sehr wohl lösen und beheben, wenn wir uns nur zusammenreissen. Das ist nicht leicht. Für mich ist es schon sehr schwer, weniger Süssigkeiten zu essen. Und doch: ich schaffe es auch über längere Perioden. Wir müssen uns nur an die nötigen Veränderungen gewöhnen. Ich glaube, das ist gar nicht so unmöglich.