Wenn ich ganz und gar zu Hause bin und nicht einmal darüber nachdenke, ob ich dieses oder jenes machen sollte oder auch nur möchte… Wenn das Wohnzimmer draussen liegt und das Leben nichts anderes verlangt, als sich daran zu laben… Ein später Brunch im Freien, vor dem Haus – sonst ist es um diese Jahreszeit schon viel zu heiss dazu, und sei es nur, weil die Butter ungefragt davonläuft und der Käse stärker schwitzt als ich. Wenn auch letztens noch winterliche Herdfeuergemütlichkeit mitten am Tag angesagt war – mit so viel Herdfeuer, dass dabei Rosinenbrötchen entstanden sind – ist nun auch das Wetter so ideal, dass man es gar nicht merkt, keinen Gedanken daran verschwenden muss. Allerdings kann ich mich bei jedem Wetter in den Tag hineinfallen lassen. Ich sehe dann schon, was ich mache und wohin das führt. Die Schritte bis zum Brunch sind an sich schon sehr gemächlich, von Pausen durchzogen, denn jeder Schritt, den ich mache, führt zu einer Katze, einem Kater, die oder der sich vor mir am Boden räkelt. Als würden sie sich vervielfachen, wären es nicht zwei, sondern zehn, zwanzig Katzen, die sich überall, wo ich gehe und stehe, gerade auf den Rücken rollen und mir verführerisch die weiche Bauchbehaarung bieten… Und so lasse ich mich buchstäblich nach jedem Fort-Schritt wieder in die Knie zwingen um mich beidhändigem Bauchkraulen hinzugeben.
Nun beginnt die luxuriöse Zeit: wenn ich essen will, muss ich praktisch nur die Hand ausstrecken. Die ersten Salatköpfe haben sich gebildet, der Ruccola spriesst überall… Wenn man sich die Radiesschen direkt in den Mund steckt, ist allerdings nicht garantiert, dass es sich um einen rein vegetarischer Snack handelt. Die kühlen, nebligen Tage, die kalten Nächte haben auch Gutes getan: Salat und Spinat gedeihen wunderbar, ohne der Hitze wegen in die Höhe zu schiessen und sich in Blüten zu ergiessen. Schnecken waren bisher gar kein Thema, allerdings treffen sie nun pünktlich zum Heranreifen der Erdbeeren ein. Eine davon habe ich bereits genossen – sozusagen frühreif, vor den anderen errötet und süss.
Das Leben ist die Zeit wert und die Zeit das Leben, wenn man die Katzen feiert, wie sie fallen, und sich das frische Gemüse und die süssesten Früchte in den Mund wachsen lässt.