Wenn ich nun doch einen Einkaufstripp ins Auge fasse, so ist dieser immer noch nicht zwingender Notwendigkeit geschuldet. Die Vorräte sind nicht ganz zur Neige gegangen. Und im Notfall könnte ich eine ganze Weile von Reis, Brennesseln, Löwenzahn und selbstgebackenem Brot leben. Eigentlich sogar bis mein Garten die ersten Früchte, oder Gemüse, trägt. Bis dahin würde es sogar wieder Pilze geben. Soll ich es wagen? Es ist so verlockend. Wenn ich mich nun in die Welt hinauswage, ist dies eher der Sorge um mein Sozialverhalten geschuldet. Obwohl, nachdem es nun allgemein üblich ist, seine Mitmenschen auf Distanz zu halten, dürfte ich nicht all zu sehr aus der Reihe tanzen. Und doch – irgendwie sehe ich es als grundlegend, die Welt da draussen zumindest einmal im jetzigen Zustand gesehen zu haben. Denn Virus hin oder her, bald werden Regierungen wie Bevölkerung schlicht die Geduld verlieren, und vieles könnte unruhiger, unberechenbarer werden.

Eigentlich hatte ich gehofft, diese Zeit bringt auch hier in der Nähe etwas mehr lokale ‘Angebote’, wie Ab-Hof-Verkauf. Natürlich gibt es rundherum Bauernhöfe, nur liefern die ihre Produkte direkt in die industrielle Verarbeitung. Und sind durch so viele Regelungen gebunden, dass sich da wohl kurzfristig nichts machen lässt. Wie anders wäre es, könnte ich hier Eier und dort Milch bekommen… Als Kind wurde ich zu diesen Besorgungen ausgeschickt, manchmal lästige Pflicht, manchmal grosses Abenteuer… Die Wege waren weit, die nächsten Nachbarn nicht gerade in Sichtweite. Vor manchen Hofhunden hatte ich richtig Angst, und da wir selbst keinen Bauernhof unterhielten, graute es mir oft vor Eiern, die mit Hühnerkot verklebt waren, vor den atemberaubenden Ausdünstungen in den Ställen, vor den dreckstarrenden Schuhen der Bauern. Und doch gehörte das alles zu meiner Welt, zu einer selbstverständlichen Welt, in der ein Spaziergang durch den Wald reichte, um echte, gute Lebensmittel zu besorgen. Meist war nicht einmal Geld nötig, es gab andere Abmachungen: Weiderecht, Brennholz, Kleidungsstücke… Diese Welt war so klein, kam mir später so beschränkt vor. Und doch war sie so reich und vielfältig.

Was aber erwartet mich jetzt, wenn ich in einem ganz normalen Supermarkt einkaufen gehe? Welche Risiken birgt das wirklich? Welche Vorkehrungen sollte ich treffen? Wie wird es sich anfühlen? Wie sehr ändert sich diese Welt?