Der Frühling stand heute vor der Tür. Er hat sich materialisiert in substantieller Wärme. Die Luft hat Körper, trägt Geschmack und Duft. Die Wärme steht da, drückt sich an die Tür und hindurch, möchte sich Zutritt verschaffen, während das Haus zu erzittern scheint, sich fröstelnd in sich zurückzieht, noch nicht bereit…
Doch ich bin rücksichtslos dieser Empfindlichkeit gegenüber, laufe hierhin und dorthin, während ich alle Zugänge, Durchgänge, Eingänge öffne, die Rückzugsorte der Kälte verrate. Um ins Haus zu gehen, brauche ich die dicke Strickjacke, draussen braucht man kaum etwas, wenn man im Bad der Sonne stillhält.
Bienen kommen und setzen sich auf das warme, dunkle Holz der Hauswände. Die Katzen geniessen die Sonne, strecken und räkeln sich, werden länger und länger, und suchen sich mittags schon Schattenplätze. Die Knospen an den Sträuchern, schon so lange prall und getönt, beginnen aufzubersten.
Am Abend ist es immer noch ein so seltsames Erlebnis, sich warm anziehen zu müssen, um das Haus zu betreten… Nun berichte ich schon seit Monaten von Wärme und frühlingshaften Zuständen. Aber jetzt, nach den trüben Tagen, den winterlichen Einlagen, ist der Kontrast so gross, das es scheint, als hätten wir im Frost gehaust. Es ist nicht nur warm, die Luft birgt eine gewichtige Schwüle, jede kühlende Frische ist entschwebt. Die Vögel jubeln bis in die Dämmerung hinein. Die Welt scheint im Chaos zu versinken. Die Natur ist da, voll von neuem Leben, und hat immer noch Platz für uns…