Schon um Weihnachten herum wurde es März. Längst sind wir bei April angelangt. Der Winter findet nicht statt. Was das Wetter betrifft, sind wir vom Herbst direkt zu einem milden, strahlenden Frühling übergegangen. Heute ist es soweit, es ist ein Tag, um die Blumenkästen zu bepflanzen, mit der Aussaat im Garten zu beginnen und die Daunendecke zu verstauen. Alles schreit danach, die Sommersaison einzuläuten. Sogar die Vögel holen sich weniger vom Winterfutter. Würde ich einfach so in den Tag und in den warmen Wind hieneinleben, ich würde all diese Dinge tun. Doch da meldet sich der Verstand, die Stimme der grimmigen Erfahrung: es kann nicht sein, dass wir so einfach davonkommen. Schnee, Kälte und harte Zeiten bleiben uns sicher nicht erspart. Die Tage, an dem Rücken und Arme vom Schneeräumen schmerzen, die Erkältung mich niederdrückt und ich mich in kräfteraubende Versuche stürzten muss, etwas von der Eisschicht in der Zufahrt wegzuhacken. Die Tage, die geduckt, farb- und formlos vorbeiziehen, während ich nur am Küchenherd vor mich hinzittere, mich kaum rühre um Holz zu holen oder zu kochen. Wenn das Anziehen von Jacke, Schal, Haube, Stiefel usw. es zu einer grösseren Aufgabe machen, einfach kurz zur Haustür ein- uns auszugehen… Von den lähmenden Übergriffen der Kälte ganz zu schweigen. Tage, an denen es zu kalt ist, sich überhaupt zu waschen.
Dies sind Monate, die wir fast ununterbrochen draussen in der Sonne geniessen. Das Leben ist einfach, das Heizen geht ganz nebenbei, sogar wenn ich den ganzen Tag weg war, ist das Haus nie erschreckend kalt. An Tagen wie diesen ist manchmal das grosse Zimmer, in dem wir im Winter schlafen (meine Katze und ich), das kühlste im Haus. Es dient genau deshalb als Winterschlafzimmer, weil es von der Lage her etwas geschützter ist, nicht so sehr Wind und Wetter – und vor allem den Aussentemperaturen – ausgesetzt. Es kühlt nicht so sehr aus. Wenn nun aber die Sonne scheint, die Luft tagsüber so mild ist, erwärmt der Rest des Hauses sich rascher, und im grossen Zimmer scheint es kühl. Beklagen dürfen wir uns nicht – dieses ‘kühl’ ist kein Vergleich zu richtig winterlichen Zuständen.
Die Tage werden schon rasch länger. Bei so viel Sonnenschein fällt es kaum auf, dass sie sich am späten Nachmittag zu Ende neigen. Dickes, gelbes Abendlicht liegt über gelbgrünen Wiesen. Fliegen Summen und Vögel singen. Kinder sind mit Fahrrädern draussen. Der Kater sonnt sich im trockenen Laub. Der Wind ist lau, das Wasser plätschert. Die Erde duftet warm. Farben und Formen sind gedämpft und überlagert von einer Schicht aus Pollenstaub. In den Tallandschaften erblicke ich die ersten dunklen Vierecke frisch gepfügter Äcker. Der Monat Februar beginnt mitten im Frühjahr.
So unnatürlich die Wärme auch ist, für uns sind dies paradiesische Zustände. Ja, in einer Region mit einem solchen Klima lässt es sich in einer Hütte am Berg leben…