Artgerecht Leben

Es wird kalt

Pünktlich mit Dezember kam erster, leichter Nachtfrost. Die verhältnismässig milden Zeiten neigen sich dem Ende zu. Meine Katze kommt immer wieder in die Küche, um sich alle Pfoten zu lecken und zu wärmen, sich insgesamt wieder ein wenig zu temperieren. In solchen Momenten bin ich froh und erleichtert, dass ihr wieder das ganze Haus zur Verfügung steht, ohne nennenswerten Störungen. Der Kater hat inzwischen schon ganze Tage auf der Eckbank verbracht – wenn es gegen Abend, nach ausreichend Heizzeit – dann auch tatsächlich warm wird, streckt er sich immer länger aus, um sich zwischendurch kurz ins Vorhaus zu setzen, wie zwischen zwei Saunagängen. Nachdem er immer noch hauptsächlich draussen lebt, ist er solche Umstände gar nicht gewohnt. Und dabei erreichen wir auch in der geheizten Küche kaum richtige Wohnraumtemperaturen. Was solls, für uns ist es wunderbar gemütlich. Wenn ich lange genug zuhause bin, um ausreichend zu heizen. Heute hat er oben im Zimmer bivakiert. Im Vergleich zu draussen ist es auch dort, halb versunken in der Daunendecke, ganz leidlich. Die kleine Infrarotheizung macht es auf jeden Fall angenehmer. Wir hatten in den vergangenen Tagen zwar einige Stunden Sonne – total befreiend nach einem ganzen Monat Nebel und Regenwetter – aber es war auch nur einige Stunden über null Grad.

Langsam löst sich mit dem Frost auch das übrige Laub von Bäumen und Sträuchern. Vor ein paar Tagen noch habe ich ein Stück Garten umgegraben und meinen letzten Kürbis eingesammelt, nun ist alles schon recht hart gefroren. Die Umstellung auf den Winterbetrieb hier im Haus, der Auszug aus dem Sommerschlafzimmer, all das ging in diesem Jahr zum Glück ziemlich gleitend, und zudem waren wir zu der Zeit ja mit unserem Katzenpflegekind beschäftigt. Ein paar Aufräumarbeiten draussen habe ich am Wochenende noch erledigt. Andererseits habe ich vor ein paar Tagen den ersten Brennesseltee getrunken – nein, irgendwie kann es nicht der Erste gewesen sein, das war wohl im März… aber jetzt gab es ganz aromatische und aggressive frische Triebe. Bei jedem Händewaschen hat es wieder in den Fingern geprickelt. Bisher habe ich überhaupt noch jeden Tag frische Kräuter holen können, für Tee und fürs Essen. Auch die Melisse hatte schon neu ausgetrieben, die Eerdbeerpflanzen begannen zu blühen. Nur die Vögel bedienen sich schon seit der ersten Wetterverschlechterung ganz fleissig an den Futterplätzen, auch während der milden Wochen. Sie verputzen sogar mehr als in anderen Jahren, ich werde für grössere Vorräte sorgen müssen.

Meine Katze liegt auf einer Ecke vom Tisch, auf einer Jacke. Die Küche ist gross genug für zwei Tische, der, auf dem sie liegt, dient mir als Arbeitsfläche, und im Winter braucht sie ihren Teil davon. Es ist der wärmste Platz, nah am Herd und auf gleicher Höhe mit der Herdplatte. Ein weiterer Teil der Küche wird vom Wäscheständer eingenommen, der Esstisch ist gerade wieder mit Zeitung, Laptop etc. bedeckt. So verlegt sich nach und nach der gesamte Wohnbereich wieder in die Küche, mitsamt Zahnbürste. Die Nächte werden klirrend kalt. Mittags war noch alles weiss vom Frost.

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