Die Luft draussen ist wie ein warmes Bad. Und dabei ist es im Haus gar nicht kalt, oder zumindest nach ein paar empfindlichen Abkühlungen in den letzten Wochen wieder wohltemperiert. Die Sonne hat sich in Position gebracht, um das dunkle Holz noch einmal ordentlich durchzuwärmen. Unsere wichtigste Heizung in Herbst und Frühjahr. Auch im Winter, nur ist dann die Wirkung leider viel geringer… Durchwachsenes Wetter und Nebel können uns da das Leben ganz schön schwer – naja, kalt – machen. Diese Tage gab es auch schon; unser ganzes Dasein plötzlich eingekühlt und irgendwie geschrumpft, alles völlig anders. Fast eine Woche täglich Feuer im Küchenherd, bei den ersten Versuchen das Haus ausgeräuchert… schweren Herzens den Übergang zum Winter hinnehmen. Doch die Sonne kehrte zurück.

Jetzt ist die Wärme surreal. Ich entschliesse mich zu einem ausgiebigen zweiten Frühstück auf der Terrasse. Das ist eine ganz besondere Gelegenheit – denn nun gibt es fast keine Wespen mehr! Natürlich waren es gerade in diesem Jahr, in dem ich meine Allergien entwickelt habe, ungewöhnlich viele. Aber die Saison ist so gut wie vorüber, und schon seit Wochen atme ich immer mehr auf, befreie mich immer gelöster aus ganz neuen und unwillkommenen Zwängen. So sitze ich nun am gedeckten Tisch in Sonne und Wind, die Butter schmilzt, und hübsches gelbes Herbstlaub arrangiert sich selbst zur lebendigen Dekoration, drapiert sich um den Teller und in das Ei. Die Sonne brennt schon heiss auf Kopf und Schultern, als ich noch die Zeitung lesen möchte, aber die wird mir ohnehin in Einzelteilen aus der Hand gerissen – der warme Wind braust auf. Die Socken von der Wäscheleine wirbeln gemeinsam mit gelben und auch noch grünen Blättern durch die Luft. Die Blätter aus Zeitungspapier drängen sich an den Zaun, so kann ich sie wenigstens noch erreichen.

Die Türen und Fenster muss ich zumindest teilweise wieder schliessen, der Wind macht schon genug krach. Auch so kann das Haus noch Wärme einsaugen. Das goldgelbe Herbstlicht, das durch die kleinen Fenster strömt, ein Traum aus Honig. Das Schlafzimmer richtig warm, nachdem ich vor wenigen Wochen schon unter drei Decken geschlafen habe. Auch wenn der Wind das Laub schon mit sich trägt, sind die Farben der Landschaft fantastisch. Der Abend ist unglaublich. Als ich in der Dämmerung auf den Stufen sitze, ist es wie an einem späten Sommerabend.