Wir haben einen herbstlichen Sommer. Schon im Juli gab es immer wieder Perioden, ja ganze Wochen, die besonders morgens und abends von sehr herbstlicher Atmosphäre, klarer Frische und kühler Luft geprägt waren. Oder es herrschte einfach herbstlich kühles, eintöniges Regenwetter. Dieser Trend zieht sich durch – oh, es gibt immer wieder ein paar heisse Tage, aber immer öfter sind diese nicht von besonders hohen Temperaturen geprägt, sondern von einer drückenden, schweisstreiben Schwüle. Es hat sich so viel Feuchtigkeit angesammelt, dass die sonnenbeschienene Erde einen dicken, dumpfen, anstrengenden Dampf produziert, der mit Atemluft nicht mehr viel gemein hat. Grund sind die Wassermassen, die immer wieder völlig ungehemmt vom Himmel stürzen – als Regen lässt sich das nicht mehr bezeichnen. Diese Wasserfälle sind wesentlich lauter und einschüchternder als die durchziehenden Gewitter, die in diesem Jahr relativ zahm und harmlos ausfallen. Zum Glück ist es hier so steil – würden wir in einer Mulde leben, wir würden Gefahr laufen, zu ertrinken.

Neu ist der Nebel – mitten im Sommer. Und nicht nur nachts oder morgens, als hübsche kleine Tupfer zwischen den Hügeln, sondern auch mitten am Tag, und überall. Irgendwie verliert sich die Orientierung im Jahresverlauf – nach dem Wetter und den Temperaturen lässt es sich kaum noch feststellen, in welchem Monat, oder gar in welcher Jahreszeit, man gerade lebt. Das Gespür geht verloren. Ja, wir schätzen uns glücklich. Es gibt genug Wasser, es ist nicht zu heiss. An den wärmeren Tagen öffne ich die Fenster, damit es im Haus nicht zu kühl ist. Viele würden uns in diesem Sommer darum beneiden. Der herbstliche Geruch vom Herdfeuer der Nachbarn begleitet mich durch die Nachmittage. Alles ist anders. Aus dem Takt geraten. Auch im Garten ist auf nichts mehr Verlass, ausser auf die Schnecken.