Artgerecht Leben

Ruhe vor dem Sturm

Wieder ein verführerischer Abend, die Luft wie ein perfekt temperiertes Bad mit der Würze und Frische von gemähtem Gras. Die Junikäfer treffen immer noch mit der ersten, leichten Dämmerung ein und verursachen dieses leichte, tickelnde Hintergrundgeräsch: ein seltsames, verwirrtes Volk, dessen einziges Ziel zu sein scheint, gegen alle sich bietenden Hindernisse zu prallen. Gewitter ziehen so ruhig und gemächlich in weitem Radius um uns herum, so dass sie vorerst eine eher gemütliche, entspannende Wirkung ausüben. Und doch – es gibt kurze, warnende Windstösse, die hohe Fichte am Garten wiegt sich bedächtig, während die Esche ihre Zweige irritiert in alle Richtungen peitscht. Die Steinstufen vor der Tür geben heimelige Wärme ab.

Meine Katze ist oben beschäftigt mit den Siebenschläfern, die hinter der Bretterwand zum Heuboden herumflitzen. Der Wind hat sich zu einem konstanten Raunen und geheimnisvollen Knurren gewandelt. Mit zunehmender Dunkelheit nimmt das Sperrfeuer der Blitze, das uns umgibt, immer mehr Raum ein. Hinter der Wolkendecke liegt ein übernatürlicher Schein gefangen. Verirrte, aber riesige Regentropfen schlagen unregelmässig auf. Ich rieche eine verletzte Tomatenpflanze. Die Wärme scheint sich durch die offenen Fenster ins Haus zu flüchten, gejagt von neu eingetroffener, kühler Luft. Irgendwo grummelt Donner. Ein leises Plätschern setzt ein, und plötzlich ist es Windstill. Schon ist alle Spannung an uns vorbeigezogen, und der Garten bekommt den idealen, sanften Schauer. Vorerst bleibt hier alles ruhig.

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