Da wir seit Februar schon verhältnismässig frühlingshafte Umstände und milde Temperaturen haben, ist dieses Wetter nicht so ein bombastischer Befreiungsschlag wie nach einem langen Winter – die Freude wird aber keinen Moment beeinträchtigt. Die Tür aufmachen und Wärme und Wachstum riechen, sich einfach auf den Boden ins grüne Gras legen, zu beiden Seiten jeweils eine hochzufriedene Katze. Gleichermassen geniessen wir es, so unmittelbar in der Natur zu sein, die Sonne zu spüren und einfach nur zu entspannen. Aus Gewohnheit mit Socken, Schuhen und Pullover ausgestattet, kann ich diese überflüssigen Utensilien gleich an Ort und Stelle ablegen. Kühl, weich, frisch und voll fühlen sich Boden und Gras an, die Sonne wärmt bis in die Tiefe des Körpers, durchdringt und erhellt alles Leben. Die Katzen scheinen ihre Erkundundungen und Jagdausflüge vergessen zu haben und räkeln sich neben mir, in völliger Eintracht. Ich habe auch alle Aufgaben bereits verworfen und bin einfach nur im Gras, in der Sonne, in den Frühjahrsdüften und Farben. Es geht ganz von selbst, mich hier den zukünftigen Sommerblumen, dort einem Gartenbeet zu widmen. Dinge werden erledigt, weil man einfach mittendrin ist und es ganz von selbst geht. Beim späten Frühstück draussen ist es in der Sonne fast zu warm. Was zu kurz kommt, sind weitere Mahlzeiten – dazu müsste ich ins Haus, und auch der Herd brennt nicht, wozu auch? Das hat noch Zeit. Wir haben gerade alles, was wir brauchen.
Das müsste eigentlich für alle gelten, aber ich schaffe es einfach nicht, die Vögel zu entwöhnen – barfuss und zwischen den frisch bepflanzten Blumenkästen fülle ich Vogelfutter nach. Immer mehr kommen hierher, sogar die Spatzen haben die Meisenknödel entdeckt, Gimpel und Stieglitze kommen um die Mittagszeit, die Kleiber waren immer schon treue Gäste. Kohl- Tannen- und Blaumeisen scheinen ein Vielfaches von der Winterration zu verdrücken. Hm. Ich habe wohl den Absprung verpasst, und da weit und breit kein Mensch mehr füttert, sind nun alle hier. Und freuen sich. Ich hoffe, der Andrang lässt mit Fortschreiten des Frühlings von selbst nach. Nicht am Futterplatz, aber direkt beim Haus und in der Einfahrt, hat uns ein Wiedehopf mit seiner beeindruckenden Anwesenheit beehrt – seit ich die Kamera bereithalte, wurde er allerdings nicht mehr gesehen. Wunderschön ist er, in seinem warmen rotbraun, das sich plötzlich zu einem grafischen Spektakel in schwarz-weiss wandelt, sobald er abhebt. Im Sitzen bildet der Kamm in Verbindung mit dem überlangen, dünnen Schnabel eine äusserst auffallende Silhouette. Auch die gewaltige Stimme ist nicht zu überhören. Veilleicht kommt er doch noch mal zu einem Fototermin vorbei.
Die ersten Bäume blühen, schwerelose weisse Wolken inmitten von grün. Nun staubt ein leichter Regen durch die Atmosphäre, benetzt, vertieft und sättigt. Nahrung für die Natur.