Der Kater, der schon so kurz nach seiner Begegnung mit Mike Tyson eine weitere Verletzung mit ausgiebigigem Tierarztbesuch und Narkose hinnehmen musste, ist unerschütterlich guter Dinge. Das Ohr ist gut verheilt, der Schwanz gewinnt immer mehr an Beweglichkeit zurück. Die Antibiotikatabletten waren ihm eine Freude – eingeknetet in ein Stückchen von diesen weichen Snackwürstchen für Katzen. Da unsere Tierärztin sonst sehr zurückhaltend mit der Gabe von Medikamenten ist und bei dieser Verletzung der Knochen offenlag, ist eine Antibiotikakur hier sicher der richtige Weg.
In den ersten Tagen war ich noch sehr besorgt, das er sich ‘unterwegs’ weiteren Schaden zuziehen oder die Wunde wieder aufreissen würde, nun, nach einer Woche, ist das Schlimmste überstanden und die Heilung weit fortgeschritten. Eine weitere Befürchtung war, dass er selbst die Fäden der Naht (immerhin neun Stiche!) entfernen würde, da sie natürlich irritieren und im Heilungsprozess auch zu jucken beginnen. Aber der Kater verhält sich wie immer vorbildlich. Auch die Kontrolle über dieses wichtige und so expandierte Körperteil gelangt er rasch zurück – die Gefahr einer Teilamputation ist zum Glück nun gebannt! Zuerst hing das obere Drittel vom Schwanz schlaff herab, er konnte es auch im Liegen nicht zu sich heranziehen. Schon am Tag nach der Verarztung liess sich der ganze Schweif, neben ihm am Boden oder auf der Bank liegend, wieder an den Körper legen, sogar mit säuberlich eingeringelter Spitze!
Spannend blieb es noch im Gehen und Laufen – erstens war er ununterbrochen so gut gelaunt und damit auch verpielt und übermütig, dass dieses verletzte ‘Anhängsel’ mit schauderhafter Wucht herumgeschleudert und an Kanten und Ecken angeschlagen wurde. Zweitens hing der obere Teil auch dann noch schlaff herab, wenn er mit erhobenem Schweif einherschritt. Aber dieser Teil wird immer kleiner – das Aufrichten klappt immer besser. Vor ein paar Tagen, als er mit – fast ganz – erhobenem Schwanz neben mir stand, habe ich die herabbaumelnde Spitze ganz leicht mit einem Finger unterstützt, und ja: er kriegt ihn wieder hoch! Es braucht nur noch ein wenig Geduld und improvisierte Physiotherapie, die Fortschritte sind unübersehbar.
Ausserdem hätte ich erwartet, dass er sich nun wieder sehr gut überlegen wird, ob und wann er sich ins Haus trauen kann. Das Gegenteil war der Fall. Gerade in den ersten Tagen wollte er auch abends hereinkommen.
Er geniesst es, sich hier gemütlich auszustrecken, von Nervosität oder bösen Erinnerungen keine Spur. Er lag so oft entspannt und schnurrend in der Küche, dass es meiner Katze langsam etwas viel wurde. Gerade jetzt wollte ich ihn draussen vor der Tür mit einem alten Handtuch abtrocknen, weil es ziemlich regnet. Er hat die einfachere Lösung gewählt und ist hereingekommen. Seine Nacht bei uns hat ihm wohl so gut gefallen, dass er nun ganz einziehen möchte.