Hätte ich dies gestern Nachmittag geschrieben, hätte ich in dichtes Schneegestöber hinausblicken können. Und doch: der Frühling ist schon lang beschlossene Sache. Die sicheren Zeichen brachte der Übergang von Februar zu März. Das unverwechselbare Jubilieren der Singdrossel durchbrach den noch farblosen Nachmittag. Ein vor Freude und Lebenslust überschäumender Gesang, der in Kadenzen über Wiesen und Wälder perlt, ja, schmettert, und doch ganz lieblich ist. Dieser Gesang bedeutet in unseren Breiten das Ende der Einschränkungen, der Sorgen, die uns die Wintertage auferlegt haben. Er ist der offizielle Aufruf zu all der Ausgelassenheit des Frühjahrs. Und es gab auf einmal Brennesseln, ausreichend sogar für Tee und Suppe. Die gelblich helle, trockene Grasmatte am Boden bildet so etwas wie einen warmen Teppich, in und unter dem sich ganz gemütlich und geschützt neues Leben entwickeln kann, nicht nur grün-spriessendes, sondern auch krabbelndes. Das Summen von Fliegen ist wieder alltäglich, das Tanzen von Schmetterlingen ein weiterer ausgelassener Frühlingstraum.
Inzwischen gab es sehr viel Sonnenwärme, es gab Frühlingsregen, aber nur ganz kurz, und doch wurden riesige grüne Grasbüschel an die Hänge gezaubert, es gab Vormittage und Abende, warm wie im Juni, Tage, an denen ein sommerlicher Dunst die Landschaft weichzeichnete, winzige Neuschneemengen auf den Berggipfeln, Windböen, die nicht mehr aufhören wollten, und klirrend klare Aussichten. Und gestern schliesslich heftiges Schneegestöber, viele Stunden lang. Doch so sehr die grossen Flocken sich auch bemühten, sich aufzuschichten, wurden sie doch immer schlapper, immer durchlässiger. Der Boden war zu warm, durch die Wärme wurde er nass, durch die Nässe hatte der Schnee noch weniger Chancen. So gab es einige Stunden, in denen die oberen Stockwerke der Bäume sich winterlich weiss zeigten, während der Untergrund ausgesprochen dunkel und feucht war.
Nun sind die Tage wohl wieder etwas kühler, sicher auch normaler, aber der Frühling bleibt.