Die ersten Gartenarbeiten des Jahres sind immer etwas Besonderes. In Anbetracht des Datums sind sie in diesem Jahr eher verrückt. Das wunderbar warme Wetter hält an, und nun hat es mich sozusagen erwischt. Ein paar besonders warme Tage im Februar hat es in meiner Erinnerung immer schon gegeben – ein paar Tage in der Sonne und in windgeschützter Lage vielleicht sogar im T-Shirt, bevor der Rest des Winters bewältigt werden will. Nun sind es aber schon viele Tage, und nach einer kurzen, nicht nennenswerten Abkühlung sollen viele weitere folgen. Erst in dieser Woche ist der Schnee aus dem grossen Gemüsegarten verschwunden. Bei rundum schneefreien Hängen und bis auf winzige Fleckchen reduzierte Schneehügel hielt sich dort hartnäckig eine weisse Schicht – bei niederem Sonnenstand ist es der schattigste Teil unseres Reiches.
Im kleineren Garten, direkt vor dem Haus, scheint die Sonne, und die Erde ist dunkel und feucht. Ich konnte nicht widerstehen und habe angefangen, zu säen! Kresse, ja, okay, das geht noch. Alles Andere widerspricht in dieser Region und Höhenlage allen Regeln der Vernunft, Logik und Erfahrung. Der Winter kann gar nicht vorbei sein. Voriges Jahr hatten wir die kältesten und härtesten Tage – und vor allem Nächte – überhaupt, und es ging nur noch darum, die Kälte irgendwie durchzustehen und uns bestmöglich zu schützen… Und nun: die Eröffnung der Gartensaison. Denn andererseits: es sind nur ein paar Samenkörner, die ich investiere. Vielleicht kommen wirklich kaum noch frostige Tage. Und ich habe hier schon die verschiedensten Sachen unter den verrücktesten Bedingungen gedeihen sehen: mein bester Kopfsalat der vorigen Saison hatte nach der Spätaussaat überwintert, unter der Schneedecke die extreme Kälte überdauert und das späte Frühjahr abgewartet, um einen Wachstumsschub zu bekommen. Also wer weiss, was daraus wird? Vielleicht gibt es bald Karotten, Endiviensalat und Lauch… Für Spinat muss ich dringend Samen besorgen. Dafür ist die Jahreszeit nicht einmal so ungeeignet.