Dies sind Tage, jetzt im Winter, die man nur draussen verbringen kann. Es war schon vor einiger Zeit deutlich wärmer, auch freundlicher und sonniger, und es ging fast schleichend. Und plötzlich ist es warm! Völlig frühjahrshaft, strahlend, unglaublich. Dies ist der zweite Tag, an dem ich nicht einmal nach dem Aufstehen einheize – nicht, weil es drinnen warm ist, sondern weil es draussen so angenehm und verlockend ist und ich sowieso nur draussen bleiben will. Die Sonne scheint Vormittags schon auf die Terasse und macht ein spätes Frühstück höchst angenehm. Später am Tag macht die ungewohnte Wärme schon ausgesprochen träge und träumerisch. Schon mehrmals habe ich am Nachmittag draussen in der Sonne gelegen! Auch wenn ich zur Zeit immer wieder etwas krank bin, ist es eine solche Wohltat und Befreiung. Eigentlich ist die Erleichterung noch grösser – krank sein, wenn es nur furchtbar kalt ist, man die ganze Zeit Holz holen und heizen und auch noch Schneeräumen muss, ist definitiv nicht ratsam.
Sogar der Kater ist nicht mehr auf sein Bett im Keller angewiesen – er hat nun wieder andere Möglichkeiten, die Nächte zu verbringen. Es lockt der Vollmond. Nicht einmal Nachtfrost gibt es. Nach Sonnenuntergang sind die Temperaturen noch erstaunlich hoch. Schon jetzt ist wieder Umkehrzeit; in den Tälern und in den Städten kann es bedeutend kälter sein als hier oben in der Sonne. Ich blicke immer noch über Schneefelder, während hier alles schon abgetaut ist, bis auf ein paar Haufen, die noch vom Schneeräumen übrig sind. Es ist bei uns zu Hause Umkehrzeit – weil ich vor zwei Tagen das Gefühl hatte, eine Jacke anziehen zu müssen, wenn ich ins Haus hineingehe. Nachdem ich spätestens mittags alle verfügbaren Fenster und Türen öffne, um die Kälte hinaus in das schöne Wetter zu schicken, bessert sich dieser Zustand schon deutlich. Es gibt aber Bereiche im Haus, die sogar am Abend die Aussentemperatur unterbieten. Andererseits sind das Sommerschlafzimmer und das Arbeitszimmer Inseln der Wärme, kühlen nachts jedoch wieder völlig aus.
Die Schneeglöckchen habe ich erst entdeckt, als sie schon in voller Blüte standen – vielleicht sind sie sogar blühend unter dem Schnee hervorgekommen. Die Vögel sind ganz aufgeregt und sehr beschäftigt. Sie scheinen schon Material für den Nestbau zu suchen. Ob das eine gute Idee ist? Es ist viel zu früh im Jahr, um sich schon auf den Frühling zu verlassen. Der Winter hat noch die stärkeren Argumente. Aber so lange es dauert, wollen wir es in vollen Zügen geniessen, diese Erleichterung und Erweiterung des Lebens.