Der Winter meint es gut mit uns. Die meisten Tage sind ungewöhnlich warm. Um das Haus ist kein Schnee und kein Matsch. Ich kann problemlos mit dem Auto fahren, wann ich will. Einheizen zeigt schnell Wirkung. Das Leben ist einfach. Die Sicht ist meist klar und weit.

Zu glauben, dass es mit dem Winter schon erledigt ist, wäre sehr naiv. Aber das Risiko, noch lange Monate in Schnee und Kälte zu verbringen, wird immer geringer. Hin und wieder ist es plötzlich viel kälter, die Zahlen am Thermometer sind praktisch dieselben, nur steht ein Minus davor. Es gibt keine Sonne und ich verfalle in Winterstarre. Sogar das Frühstück muss warten, weil ich lieber noch ein wenig draussen bin, bis die Küche etwas Wärme annimmt. Ich friere und bibbere mich durch den Tag, mein Körper ist überrumpelt durch den plötzlichen Umschwung. Und mein Gehirn ist wohl auch nicht in Hochform, denn meist bringe ich an solchen Tagen nichts zustande. Und nach der entspannten Lässigkeit der klimatischen Bedingungen dauert es eine ganze Weile, bis mir einfällt, dass ich ja auch mal dicke Socken und die richtigen Stiefel anziehen könnte… später erst stelle ich fest, dass ein wärmerer Pullover auch kein übertriebener Luxus wäre. Und es kann mehrere Tage dauern, bis mir doch wieder die lange Unterhose einfällt.

Aber am nächsten oder übernächsten Tag spüre ich schon beim Aufwachen, dass es milder geworden ist. Die Sonne ist da, wenn man die Tür aufmacht, ist die Luft nicht kalt, oft sogar mild und freundlich. Sobald ich mich widerwillig auf Wintermodus umgestellt habe, ist der Spuk schon vorbei. Manche Tage sind so warm und angenehm, dass ich Fenster aufmache, die Türen zu verschiedenen Nebengebäuden aufreisse, damit die Kälte entweichen kann, und tagsüber kaum heize. Nun habe ich fast schon die ganze Woche das Gefühl, es könnte Schnee im Anmarsch sein. Wir hatten einige ziemlich kalte Nächte, aber die Tage sind meist freundlich und mild. Die Wäsche trocknet sich draussen im leichten bis starken Wind, die Katzen setzen sich in die Sonne oder wälzen sich genussvoll am trockenen, staubigen Boden. Im Gras gibt es immer noch grüne Stellen. Heute fühlt es sich an wie März, und ich sitze fast den ganzen Tag draussen.