Heute morgen bin ich mit der Sonne neben mir im Bett aufgewacht. Sonnenlicht durch die Wimpern blinzelnd, bin ich aufgestanden, während meine Katze im Fenster die Wärme genossen hat. Ungefähr eine Woche hatten wir nun wieder mildes und teils auch sonniges Herbstwetter. Die letzten Schneereste sind verschwunden. Aber als wir heute morgen bei der Haustür angelangt waren, war der Himmel wieder bedeckt. Der Wind kalt und durchdringend. Nach einer Weile setzte richtiges Schneegestöber ein – die ersten Flocken wie unwirkliche, schwebende Teilchen in einer grün-braunen Landschaft, dann immer dichter und dichter. Und mittendrin kam meine Katze angerannt. In grösster Eile hat sie eine lebende Maus ins Haus getragen – nicht das erste Mal, dass sie bei aufkommendem Schlechtwetter auf diese Weise vorsorgt. So holt man sich Leben und Action ins Haus und hat stundenlang eine spannende Beschäftigung. Ich gehen mit dem Fotoapparat raus und werde vom Kater begleitet – er freut sich so sehr über den gemeinsamen Spaziergang, dass ich kaum einen Fuss vor den anderen setzen kann. Schliesslich hebe ich ihn hoch. Er dreht und wendet sich, um ‘Köpfchen zu geben’, was bei seiner Begeisterung meist anständige Kopfnüsse sind, vebirgt das Gesicht in meinem Schal und will kuscheln. Zwischendurch klettert er auf meine Schulter. Etwas schwer, eine Kamera und einen Kater auszubalancieren…
Wir haben gute Sicht, die Landschaft vor und unter uns zeigt sich in den subtilen Nuancen eines Wintermorgens. Das Dunkelgrün der Fichten auf den Hügeln, die Felder sind gelblich und bräunlich, zum Teil noch sattgrün. Dazwischen kleine, helle Nebeltupfer. Und dann gibt es die Bereiche, wo sanfte Naturfarbtöne durch weissen Morgenfrost hindurchschimmern. Wer aus dem grafischen und technischen Bereich den Begriff Frostfilter kennt: genau so wirkt es, ein Frostfilter, der über den gedämpften Farben liegt. Wenn man morgens früh ins Tal fährt, erlebt man ganz genau, wie Feuchtigkeit und Frost in den tieferen Regionen festgehalten werden, während wir hier oben wieder den Luxus frostfreier Nächte erfahren. Man taucht nach und nach ein in eine weisse Welt aus gefrorenem Reif, die kahlen Bäume wie Scherenschnitte, das frühe Licht rötlich, der Himmel von farblos zu einem kalten, hellen grünblau.
Während unserem kurzen Ausflug hört der Schneefall schon wieder auf. Wir kehren zurück in die Küche, wo der Herd noch an richtiger Erwärmung arbeiten muss, aber wenn man gerade von draussen kommt, ist es wunderbar. Meine Katze sitzt immer noch an der gleichen Stelle vor einem kleinen Schränkchen, wo ihre Maus verschwunden ist…
Mittags ist der Himmel schon wieder blau, eine Weile baden wir im warmen Sonnenschein. Das bringt mich auf die Idee, draussen zu schreiben, aber inzwischen kann ich meine Finger kaum noch bewegen. Trotzdem gniessen wir es alle, draussen zu sein.