Und plötzlich hat sich alles geändert… das heisst, das Wetter hat sich geändert, und damit unsere Lebensweise. Samstagabend fielen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt – bisher zum Glück nur draussen. Nach sieben Monaten ohne eine Spur von Nachtfrost können wir uns eigentlich auch gar nicht beklagen. In weiser Voraussicht hatte ich schon am Vormittag den Futterzylinder für die Vögel wieder befüllt. Im dichten Nebel blieb es auch den ganzen folgenden Tag unter Null. Kein Flugwetter, ich konnte noch keine Bewegung beim Vogelfutter feststellen. Am Sonntagabend begann es leicht zu schneien. Ein paar Stunden später war schon alles mit einer dünnen, weissen Schicht bedeckt. Ich habe die Infrarotheizung aktiviert und sie aus Bequemlichkeit ins kleine Schlafzimmer gestellt. Es ist der kleinste Raum, in dieser Hinsicht müsste er sich kurz aufheizen lassen. Am Montag zeigte der erste Blick aus dem Fenster schon eine durchgehende Schneedecke – zum Glück waren es nur ein paar Zentimeter. Bei Plusgraden liess sich sie Einfahrt ohne Schneeketten befahren. An diesem Abend bin ich aus dem nicht mehr gemütlichen Schlafzimmer wieder in das grosse Zimmer über der Küche übersiedelt. Das Schlafzimmer liesse sich gerade noch beheizen, ist aber mit der dünnen Wand den Aussentemperaturen praktisch ungeschützt ausgesetzt. Um diese Zeit des Jahres ist es längst überfällig, den Schlafplatz wieder an die Gegebenheiten anzupassen.

Inzwischen bin ich auch schon richtig stark verkühlt, so plötzlich so viel kalte Luft, so plötzlich hat sich die Kälte im ganzen Haus breitgemacht, nur der Küchenherd kommt dagegen an. Es schneit weiter, hört hin und wieder auf, der Nebel hält sich fast durchgehend. Um auch nur einen Schritt vor die Tür zu gehen, braucht es feste, möglichst feuchtigkeitsresistente Schuhe, eine dicke Jacke und Kaputze oder Haube. Gleich beim Aufstehen heize ich den Herd ein, sonst wäre es viel zu ungemütlich. Am Dienstag gibt es schon ordentlich Schnee, an die 15 Zentimeter. Der Schnee wird am Vormittag schon recht schwer und nass, die Zufahrt wurde geräumt, es taut leicht. Endlich mehr als nur ein halbes Grad über Null. Ich bemühe mich trotzdem, mit der Schneeschaufel die Fahrspuren noch ein weinig freizukratzen, damit in der kommenden Nacht nicht alles wieder vereist…

Meine Katze geht gar nicht mehr zusammen mit mir schlafen – es ist auch völlig unverständlich, warum ein Mensch sich in ein kaltes Zimmer zurückzieht, wenn der Küchenherd noch schön warm ist! Ich habe den Verdacht, dass sie sich später auch tatsächlich auf den Herd legt, wenn die Platte nur noch mässig warm ist. Erst in den frühen Morgenstunden taucht sie bei mir am Bett auf. Wenn sie Glück hat, wache ich auf und kann sie mit einer Weste zudecken und warm einpacken. Der Kater scheint nun doch langsam auf den Geschmack zu kommen. Besser gesagt, er hat etwas mehr Vertrauen in dieses Haus. Im Sommer schlich er sich ja immer öfter herein um oben auf dem Sofa gemütlich zu schlafen, aber da waren alle Türen – und damit alle Fluchtwege – offen. Nun, bei diesem unangenehmen Wetter, geht er meist mittags schon ins Haus, um dann oben im Zimmer weiterzuschlafen bis es längst dunkel ist. Wenn er ausgeschlafen ist, drückt er ganz umständlich die Küchentür auf und stakst mit vorgeschütztem Selbsbewusstsein steif in den Raum. Oh ja, auch Katzen können grosses Selbstvertrauen vortäuschen, wenn ihnen die Situation eigentlich gar nicht behagt. Um sich selbst zu beruhigen und seinen guten Willen zu demonstrieren, schnurrt er dabei laut. Meine Katze sieht von ihrem Platz am Herd entrüstet, aber doch auch leicht amüsiert zu. Geheuer ist es nicht, wenn er um die Zeit bei geschlossenen Türen in ihrem Haus herumläuft… Und er ist richtig erleichtert, wenn ich rasch aufstehe und ihn rauslasse. Nachts hat er ja immer noch seinen Keller, wo er auch vorigen Winter gehaust hat. Ich möchte die Dinge nicht überstürtzen und unseren Hausfrieden riskieren…

Mit den Sommerblumen und Tomaten ist es nun doch vorbei. Die mehrjährigen Exemplare habe ich gerade rechtzeitig in Sicherheit gebracht, der Rest muss wohl oder übel entsorgt oder seinem Schicksal überlassen werden, inklusive ganzer Rispen von grünen Tomaten. Auch wenn der Herbst lang und warm ist, ist sie Saison hier oben doch relativ kurz. Beim Vogelfutter gibt es nun langsam wieder Andrang, es hat sich erst herumsprechen müssen. Die Katzen finden es natürlich superspannend. Es ist milder, der Schnee taut, es nieselt sogar zwischendurch. Trüb und feuchtkalt bleibt es trotzdem.