Wir haben echtes, frisches Wasser in den Leitungen, jede Menge davon! Was für eine Sensation für dieses wunderbare alte Haus! Der Baggerfahrer/Installateur/All-in-One Gemeindebeauftragte war gestern mitten am Nachmittag wieder da, um mit einer unglaublichen Schnelligkeit den vorbereiteten ‘Schlauch’ an die Wasserleitung anzuschliessen. Für mich ein feierlicher, denkwürdiger Moment. Auf meine Frage, ob nun gerade keiner Wasser hätte, kam nur ein knappes ‘Nein’. Oh, dem Himmel sei Dank, dass dafür keine Sitzung einberufen und Benachrichtigung ausgeschickt werden mussten! Wir leben auf dem Land.

Mit dem Auftrag an mich, die Wasserhähne aufzudrehen, ist er gleich wieder abgerauscht, und ja: wenige Momente später begann es zu fauchen, zu pfeifen, zu spucken… Meine Katze schaut mal kurz in die Küche, nimmt das Ganze aber stoisch hin. Ein Schwall braunes Wasser, Luft, mehr Wasser, dann fast nichts mehr… aha, das Sieb im Hahn ist verstopft. Mehr Wasser, gutes, sauberes Wasser, überall! Es ist wirklich soweit! Hurra!!!  Wow. Es ist endlich soweit. Und wir haben nicht ausziehen müssen, weil dies alles zu kompliziert und zu kostspielig wurde. Pfffffff. Wahnsinn.

Der Bagger macht sich daran, den Graben wieder anzufüllen. Ich befasse mich zwischendurch und auch später noch mal mit der alten Brunnenstube, dem Bassin, und schaufele auch einiges an Schlacke und – ich glaube, niemand will so ganz genau wissen, was alles – heraus. Nun braucht es noch ein neues Rohr, das wieder auf den Abfluss am Boden aufgesetzt wird, der Bauer wird sich darum kümmern. Das dient dazu, dass das Becken sich wieder füllt und das Wasser für das Vieh, und für unseren Brunnen, oben hineinläuft und den alten Leitungen folgen kann. Meine alte Zuleitung, auch auf Bodenniveau, hat sogar einen Regler, der sich nach einem Ausbau, etwas Wartung und Gewalt und neuerlichem Einbau wieder bedienen lässt. Also kann ich die Leitung, deren Rest nun verwaist im Boden liegt, einfach zudrehen. Der Baggerfahrer schneidet mir sogar noch die alte Brunnenleitung ab und verlängert sie mit dem übrigen Schlauch, gräbt sogar eine kleine Schneise; wow, der Zufluss für den Brunnen ist schon wieder intakt! Der Hang ist wieder instand gesetzt, liebevoll schabt die Baggerschaufel hier und da etwas van der Grasmatte ab und setzt die Büschel auf die lockere Erde. Ich habe diese genaue , vorsichtige und doch lässig wirkende Arbeit immer bewundert. Wahrscheinlich kann jeder Baggerfahrer mit der Schaufel seine Bierflasche öffnen. Nur lockere, braue Erde am Hang zeugt von der Baustelle – als der Bagger sich der steilen Böchung entlang wieder entfernt, bleiben keine Spuren. Kein Grashalm scheint gekrümmt.

Es liegt schon leichte Dämmerung in der Luft, ich ziehe auch noch den Pfropfen aus dem Brunnentrog. Wenn wir schon dabei sind, soll auch der Brunnen einen Neuanfang bekommen. In dieser Nacht klingt das Plätschern ganz anders. Nun, am nächsten Tag, ist der Trog fast schon wieder voll, nur viel sauberer. Ich bin froh, dass uns das Brunnenwasser bleibt, auch wenn es kein Trinkwasser ist. Es gehört einfach dazu. Dieses Plätschern ist nicht wegzudenken, gehört so sehr ins Stimmungsbild.

Inzwischen sind alle Wasserflaschen und der Kanister leer, was mir ganz kurz ein nervöses Gefühl gibt. Einen Moment meine ich, ich hätte vergessen, Wasser zu holen. Längst sind die Leitungen ausreichend durchgespült, ich habe vorhin auch schon Nudeln in dem neuen Wasser gekocht. Einfach so, in Leitungswasser. Für Kartoffeln in der Schale hatte ich manchmal noch unser verunreinigtes Wasser verwendet, aber umso öfter ich das Wasserbassin gesehen habe, umso weniger konnte ich es über mich bringen, überhaupt noch damit zu kochen oder etwas abzuspülen. Und gerade das machte den Haushalt so wahnsinnig kompliziert. Gemüse waschen, etwas zwischendurch kurz ausschwemmen, mit einer sehr begrenzten Menge an verfügbarem Trinkwasser gestaltet sich alles äussert kompliziert. Und dabei konnte ich ja jederzeit im Kanister das Quellwasser holen, wenn es auch nicht ganz einwandfrei ist, so ist es doch wesentlich sauberer. Nur sind zehn Liter sehr schnell verbraucht.

Das Aufatmen kommt jetzt immer wieder, wenn ich etwas einfach nur unter den Wasserstrahl halte, das Wasser immer und für alles verwenden kann. Wie unglaublich erleichternd. Und gestern abend hatte ich wahrhaftig das Gefühl, beim Duschen viel sauberer geworden zu sein! Obwohl; ich konnte die Dusche kaum bändigen, nachdem ich mir immer etwas mehr Wasserdruck im Badezimmer gewünscht hatte, ist es nun sogar etwas viel des Guten!