Artgerecht Leben

Ernstere Gedanken

Auch hier ist die Hitze heute aggressiv geworden. Bei nur 30 Grad im Schatten ist die Luft dick und sumpfig, die Sonne fühlt sich an, als könne sie auch ohne Linse Muster in die Haut – und in alles Andere – brennen. Bewegungen fallen schwerer und erwecken Schwindelgefühle. Und das alles trotz leichtem Wind. Pflanzen, die in der direkten Sonne an der Hauswand den Sommer prima überstanden haben, verdorren nun, obwohl sie genug Wasser bekommen. Ich bin mittags heimgekommen und habe sofort mit dem Giessen begonnen, was ich meist erst am Abend tue. Und es ist Luxus, fast Verschwendung, den Gartenschlauch in ein Blumenbeet zu legen, bis die Erde dunkel und satt und vollgesaugt ist. Nur damit man es hübsch hat.

Dürre und Ernteausfälle haben längst auch Mitteleuropa erreicht. Trockenheit und – ebenfalls eine Folge der Hitze – Unwetter bedrohen die Lebensmittelproduktion. Regionalität war das Schlagwort, die Lösung aller Probleme; nun steigen die Importe wieder stark an, weil die Produktion des Landes bei Weitem nicht ausreicht. Damit werden auch in dieser Sparte einfach nur andere Regionen ausgebeutet. Die Landwirtschaft wird zunehmend aggressiver, richtet damit immer mehr Schäden an und entzieht in Folge sich selbst – buchstäblich – den Nährboden. Schon vor vielen Jahren habe ich mich gefragt, was es bringen soll, Wirtschaft und geschellschaftlichen ‘Wohlstand’ um jeden Preis aufrecht zu erhalten, und noch weiter voranzutreiben, wenn die Überlebensfragen sich, bedingt durch verschiedene Umweltfaktoren und -katastrophen, bald auf viel grundlegenderer Ebene abspielen werden. Immer mehr und immer grössere Regionen erfahren dies am eigenen Leib.

Ja, der Schritt, so zu wohnen, wie ich jetzt wohne, hat viel damit zu tun. Wie schon angesprochen, besonders mit dem Faktor Hitze. Aber auch ich bin hier längst kein Selbstversorger. Was bringt eigener Anbau, wenn der Sommer zu heiss, der Winter zu kalt, dass Wasser vielleicht auch hier zu knapp, die Schädlinge zu vielfältig werden, oder einfach alles dem Hagel zum Opfer fällt? Im Moment gibt es nichts zu Klagen, ausser, dass aus ein paar Gemüsesorten in diesem Jahr nichts geworden ist. Aber auch ein Ort wie dieser ist keine Bastion gegen eine kaputte Umwelt.

In Sachen Wasser gibt es für diesen Ort allerdings zum Teil Entwarnung, und im Moment heisst es auch in diesem Fall: Back to the Roots. Seit ein paar Tagen hole ich mein Trinkwasser im Kanister oben am Bassin, und zwar direkt an der Zuleitung. Eine Probe hat ergeben, dass das Quellwasser bestens in Ordnung ist. Die Verunreinigung kommt erst in der alten, betonierten und zweifellos nicht ganz einwandfreien ‘Brunnenstube’, dem Auffangbecken, zu Stande. Also lieber Wasser holen als ununterbrochen abkochen. Eine weitere Lösung wird gerade gesucht.

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