Artgerecht Leben

Augusttag

Nach dem Aufstehen die Türen aufreissen, und draussen wartet Hitze. Nicht diese Wand von heisser Luft, die einen benommen und antriebslos zusammensacken lässt als wäre man gegen eine Betonmauer gelaufen, einfach klassische Sommerhitze, die es erlaubt, so wenig wie möglich anzuziehen und das Leben leichter zu nehmen. Die Luft lässt sich atmen, ein angenehmer, leichter Wind bringt sogar Erfrischung. Das Wasser hat diesen ganz eigenen, vollen, wunderbaren Geruch, den man nur an solchen Tagen wahrnimmt. Meine Katze rennt hinaus in die Freiheit, geht es dann aber ruhiger an. Der Kater kommt von irgendwo her, lässt sich aber erst mal lang ins Gras fallen, bevor er überhaupt das Essen oder seine Streicheleinheiten erreicht hat. Er räkelt sich eine Weile, um dann doch die paar Meter bis zum nächsten Schattenplatz auf sich zu nehmen.

Das Grün ist hier voll und satt, bis auf ein paar Flecken im Rasen. Im August blüht alles, die Grasfläche zwischen den Gebäuden ist ein abgeschirmtes, eingerahmtes Wohnzimmer, mein Schattenplatz liegt hinter der Holzhütte, nahe dem Brunnen. Einfach sein, das alles wirken lassen, in weichem, warmem Wind gebadet. Obst und Sandwiches, lauwarmer Kräutertee, Kaffee. Grün, Blau, Farben, Windspiele, Vogelzwitschern, die reine Klarheit aller Geräusche in der Sommerluft, die Gerüche lebendiger Natur. Wenn ich das Haus betrete, ist es kühl, still, mit diesem eigentümlichen Geruch uralter Bauernhäuser – irgendwo, ganz weit im Hintergrund erahnbar, nie störend, kaum spürbar, aber anwesend, die fernen Nuancen von saurer Milch, Speck, Mist, Teil der Struktur und der Atmosphäre. Mittendrin, durch alle offenen Türen, die Sommerluft, das weiche Licht. Das Holz uneben, nach hunderten von Jahren immer noch lebendig, die Steinwand kühl und ewig.

Mit dem Lauf der Sonne werden die Katzen länger – der Kater geniesst es an diesen Tagen, in der leichten Dämmerung des Hauses zu verschwinden und sich irgenwo auf frischer Baumwolle und weichem Untergrund auszustrecken. Meine Katze liegt über die quadratischen, aus Naturstein gebauten Zaunpfosten gebreitet im dunkeln Schatten von Holunderlaub, oder irgendwo völlig ausserhalb von meinem Radar, an Orten, die nur sie kennt. Auf einmal stehen beide vor mir – Zeit für einen Nachmittagsimbiss. Bei diesem Wetter wird nicht viel und auch nicht sehr regelmässig gegessen. Und schon liegt der Kater wieder im Schatten des Zaunes auf kühlem Stein, sie klettert an der Holzhütte Insekten und Vögeln nach. Dicke, weisse, vielköpfige Wolken kommen und gehen, plastisch, voluminös, raumgreifend, weich und doch so real als könnte man tatsächlich Schlösser darin bauen.

Nachher, wenn ich wieder in Bewegung komme, gibt es die erste Pasta mit eigenen Tomaten. Der Knoblauch steckt noch in der Erde, das Grün wurde allerdings gefressen, keine Ahnung, ob ich die Knollen finde, noch ist es zu früh. Noch zu früh, um sich von der Sonne abzuwenden und mit schwereren Dingen als diesen Sommermomenten zu befassen.

 

 

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