Heute ‘musste’ ich gleich als Erstes Blumen pflücken: die Kühe sind da!! Das wurde mir zwar im April schon angekündigt, und ich habe bedauert, dass ich dann keine Wiesenblumen haben werde… aber nachdem die ganze Herde doch zuerst eine andere Weide hat abgrasen dürfen, haben wir hier seit knapp einer Woche wieder eine wundervolle, altmodische Blumenwiese. Und ich habe mich mit Sträussen eingedeckt, bevor alles aufgegessen wird! Die Kühe bekommen dafür dann wieder mein Unkraut, aber vorläufig haben sie mehr als genug. Ich habe noch nicht durchgezählt, aber es sind mindestens fünf Damen, wieder viele Kälber, auch ganz kleine! Und der riesige, tonnenschwere Maxi. Nun kann ich auch nicht mehr einfach so über die Hänge spazieren, nur wenn die Kühe gerade auf der anderen Seite sind.

Als ich vor Jahren die ersten Berichte von Wanderern hörte, die von Kühen angegriffen und schwer verletzt wurden, habe ich erstmal gar nichts verstanden. Und damals kam ich selbst auch nie in die Nähe von Kuhweiden. Inzwischen habe ich gelernt, dass es hier um die Mutterkuhhaltung geht: eben die ganze Familie, ganz idyllisch und artgerecht. Aber, sogar Kühe haben noch Instinkte; Gott sei Dank, wenn man es richtig betrachtet. Die Kleinen müssen verteidigt werden. Nun greifen sie natürlich nicht einfach so an, sind aber wohl besonders empfindlich, wenn Hunde in die Nähe kommen, und auch sonst natürlich einfach vorsichtiger. Als Kind habe ich jeden, der sich nicht in die Nähe von Kühen traut, äusserst suspekt gefunden. Naja, Respekt hatte ich schon, besonders wenn die ganze Meute, von den Bauern vorangescheucht und auch geschlagen, im Eiltempo vorbeigetrieben wurde. Das war schon manchmal ein Spektakel. Und auf der Wiese habe ich auch manchmal meine Schritte beschleunigt, um mich in Sicherheit zu bringen – die Kühe erwarteten von einem Menschen dann immer ‘Marsch’ , eine Art Getreidebrei, der als Lockmittel verwendet und als Kraftfutter verabreicht wurde. Und da konnten sie ziemliche Knuffe austeilen. Aber es waren damals in unserer Gegend immer nur Milchkühe, die Frauen unter sich.

Es ist schön, die ganze Grossfamilie zu beobachten. Man sucht Nähe, neckt sich, geht sich aus dem Weg. Die Kälber sind verspielt und neugierig und können richtig herumtoben. Meine Katze ist immer wieder völlig faszieniert, manchmal geht sie sehr nah hin und würde am liebsten an einer Kuh riechen, manchmal traut sie sich nicht einmal in grossem Bogen vorbei. Die Blumen dienen als wertvolles Nahrungsmittel, rund um unser ‘Dorf’ wird wieder ordentlich Rasenpflege betrieben. Mit den Kühen, und vor allem ihrem Geruch – irgendwie aufdringlich, und irgendwie doch stimmig – ist es hier wie auf der Alm.