Es ist heiss. Vor dem Haus, auf den Stufen, wo ich immer wieder kurz sitze, um den Tag zu geniessen, sind Stein und Holz schon gründlich erwärmt worden, die Sonne brennt. Ich habe mit Sonnencreme vorgesorgt, nachdem gestern die Haut schon spannte und etwas brannte. Passiert mir sonst nicht so schnell um diese Jahreszeit, wenn ich einfach nur draussen herumlaufe und im Garten arbeite. Die Katzen sind weniger unterwegs, liegen mehr und werden dabei immer länger. Die bewährten Schattenplätze funktionieren noch nicht ganz: an den Bäumen und Sträuchern ist doch noch zu wenig Laub. Nur hinterm Haus klappt es, dort ist auch der Steinboden kühl.
Auf meinem Sitzplatz ist es etwas unruhig geworden – eine Armee von Waldameisen ist eingetroffen, um aufzuräumen. Etwas Kaffee zwischendurch wissen sie dabei besonders zu schätzen. Sie machen sich auch an und unter der Türschwelle zu schaffen. Ich versuche ihnen zu erklären, dass wir hier wohnen, und versuche meinerseits, es der Truppe durch Störungen unangenehm zu machen. In der Regel arrangiere ich mich mit sämtlichen Lebewesen. Aber dies sind Waldarbeiter, die buchstäblich Berge versetzen – wenn sie sich vornehmen, meinen Eingangsbereich umzubauen, haben sie gute Chancen.
Ebenfalls weniger erfreuliche Besucher: Wespenköniginnen sammeln schon Baumaterial (und nagen dabei auch das Haus an), und heute Vormittag fiel mir eine riesige Hornisse direkt vor die Füsse – offenbar noch im Aufwachprozess… Hornissen sind beeindruckend. Ich habe selbst einen Heidenrespekt vor ihnen, besonders dieser Kampfbomber-Brummton geht durch und durch. Was mich aber wirklich beunruhigt, ist die Faszination, die diese Rieseninsekten auf meine Katze ausüben. Vor Jahren kam sie einmal mit einer Hornisse zwischen den Eckzähnen nach Hause und hat sie vor der Tür deponiert. Die beeindruckende Beute machte zwar einen recht benommen Eindruck, aber ich war auch benommen vor Schreck. Hoffentlich sind Hornissen tatsächlich nicht aggressiv.
Für meine sämtlichen Blumenkästen und – töpfe darf ich nun regelmässig Wasser anschleppen. Etwas exotisch wirken die üppig blühenden Schneerosen bei 26 Grad im Schatten; Schneeglöckchen und Narzissen haben sich diesem Klimawandel rasch ergeben und die Saison schon beendet. Obwohl die angekündigten Gewitter sich gerade in meinem Kopf stauen, verschwinden bedrohliche Wolken genau so schnell, wie sie aufgetaucht sind. Die Sonne setzt sich spielend durch. Wir erleben unglaublich warme Abende und Nächte. Um Mitternacht die Fenster offen zu haben, weil es so schön warm ist, ist um diese Jahreszeit äusserst ungewöhnlich. Wir sind schliesslich in den Bergen, normalerweise sollten die Nächte noch frisch bis frostig sein. Aber es ist wundervoll, nach all der Kälte richtige Sommerabende zu erleben!