Die spürbare Änderung der Aggregatzustände. Draussen. Drinnen. Körperlich. Geistig. Alles läuft flüssiger. Alles wird heller, offener – die Decke, die tagelang als Kälteschutz vor der Haustür hing, ist wieder weggeräumt, oben können die schützenden Vorhänge und sogar die Fenster wieder geöffnet werden. Licht. Luft. Weite. Zusätzliche Kleidungsschichten werden überflüssig, ich kann mich wieder bewegen.

Inzwischen hinterlässt die Schneeschmelze schon freie Pfade. Ein streifen vor dem Haus ist schon völlig schneefrei. Erst einmal verwandelt sich alles in Matsch. Aber es ist Frühlingsmatsch, warm im Vergleich zu Schnee und Eis. Die Zeit der Dachlawinen kommt. Ein leises fauchen, dann dieses Schieben, und… Wusch! Oder auch richtig Wummmm. Mit einem leichten Erdbeben und einem anschliessenden Aufseufzen. Die Katzen wissen Bescheid, wie immer: beim ersten Anzeichen dieser Geräusche haben sie sich schon in Deckung gebracht. Und wahrhaftig: die ersten Schneeglöckchen! Sieht aus, als hätten sie schon im Schnee geblüht und wären jetzt nur von ihrer Schutzhülle befreit worden. Die steilen Hänge sind schon fast ganz schneefrei. Gestern noch war alles von einer so haltlos schweren, nassen Schicht bedeckt, dass ich mich am Hang keine zwei Schritte weit aufrecht halten konnte.

Vorgestern: Schneefegen. Eine altbewährte Technik und Tradition. Man nehme eine Kehrschaufel, um ein paar Ladungen Schnee in den Flur oder in entsprechende Nebenräume oder Abstellräume zu befördern. Einfach mit dem Besen verteilen, wieder schön zusammenfegen und, wie es so schön heisst, ‘zeitnah’ mittels Kehrschaufel wieder hinausbefördern. Der Schnee hat sich im Laufe dieses Vorgangs umgefärbt. Dies kann man nach Belieben so lange wiederholen, bis der Schnee weiss bleibt. Für den eigentlichen Wohnbereich ist diese Methode wenig geeignet – der Schnee schmilzt zu schnell. Auch alle Türmatten und sonstige Läufer hatten frischluft. Meine Katze unterstützt mich nach Kräften bei diesen Vorbereitungen zum Frühjahrsputz und geniesst es, dass man überall unbehindert ein und aus laufen kann. Alles geht so viel leichter.

Der Weg ist noch nicht ganz soweit: gestern ist das Auto eher nach Hause geschwommen als gefahren. Eine nicht all zu griffige Schneepiste hat sich nun in alle Arten von Matsch und ähnlichen, recht bodenlosen Substanzen verändert. Ein wenig Schatten, und in dem Bereich liegt immer noch eine mindestens Armdicke Schicht von Schnee, der nicht mehr den geringsten Halt bietet, mit einer Unterlage aus Eis. Ich habe noch eine ganze Weile daran herumgehackt und gestochert, noch hat es nicht viel genützt. Aber es befördert bei anhaltendem Tauwetter den Auflösungsprozess.

Sogar am Abend ist es mild. Endlich nicht mehr Stiefel, Kappe, Kapuze, alles bis zum Kinn zumachen, sich wappnen, bevor man überhaupt die Tür aufmacht. Der Kater will kurz am Schoss sitzen. Einfach, weil es so schön ist. Und dann geht er wieder seiner Wege. Es macht wieder so viel Freude, draussen unterwegs zu sein.